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Roleplay Girl – Leseprobe

k..Jesolo

Es war bereits Mittag, als Laura noch völlig verkatert am Pool ihres Hotels erschien. Zusammen mit ihrer
besten Freundin Evelyn freute sie sich auf eine entspannte  Woche an der Adria. Den Strohhut tief ins Gesicht
gezogen, die Augen hinter einer dunklen Sonnenbrille versteckt, ließ sie sich bäuchlings auf die freie
Pool-Liege neben Evelyn fallen. Nichts erinnerte mehr an das männermordende Vollblutweib der letzten
Partynacht.
»Ich werde nie wieder ein Glas Alkohol trinken«, schwor sie stöhnend, bevor sie in einen komaähnlichen
Schlaf fiel.
Evelyn konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
Wirklich böse sein konnte sie Laura einfach nicht, obwohl sie gehofft hatte, heute mit ihrer Freundin einen
gemütlichen Stadtbummel machen zu können. Aber wie es aussah, wurde daraus nichts – zumindest nicht,
solange Laura nicht wieder ausgenüchtert sein würde, und das konnte bekanntlich dauern. Schließlich war es
nicht das erste Mal, dass Laura in ihrer Partylaune ihre Grenzen nicht nur nicht erspürte, sondern diese auch
bei Weitem überstieg. Das betraf übrigens den Alkohol genauso wie das Flirten mit fremden Männern.

Mit einem lauten Seufzer legte Evelyn ihr Buch zur Seite und schaute unschlüssig auf das glitzernde Wasser
der großen Poolanlage. Evelyn ließ ihren Blick schweifen. Um die Mittagszeit waren nur wenige Sonnenhungrige
hier. Dafür herrschte auf den Terrassen der umliegenden Restaurants und Bars reges Treiben. Nur
auf der gegenüberliegenden Seite des Pools hielten sich einige Männer im Schatten einer Pergola auf und spielten
Karten. Als sie sahen, dass Evelyn sich von ihrer Liege erhob und mit geschmeidigem Gang zum Beckenrand
lief, verstummte die fröhliche Runde und fünf Augenpaare waren nur noch auf sie gerichtet.
Evelyn war in ihrem orangefarbenen, superknappen Zweiteiler ein optischer Leckerbissen, dessen sie sich jedoch
nicht bewusst schien. Laura hatte ihr diesen sexy Bikini vor dem Urlaub aufgeschwatzt. Sie hätte ihn sich
nie im Leben gekauft, da er ihr doch etwas zu gewagt erschien. Jetzt aber freute sie sich darüber, dass die Farbe
wunderbar zu ihrer sonnengeküssten Haut passte.
Ihre schönen, festen Brüste sahen in den Push-ups zum Anbeißen aus, und ihre straffen Beine wirkten in dem
durch goldene Ringe zusammengehaltenen Höschen elegant und gepflegt.
Eigentlich pflegte Evelyn einen eher unauffälligen, konservativen Kleidungsstil. Kein Wunder: In dem
Fünfhundert-Seelendorf außerhalb von München war sie in einer strenggläubigen Umgebung aufgewachsen,
in der es wenig Platz für Extravaganzen gab. Ein wagemutiges Mädchen, das mehr vom Leben wollte, wurde
schnell als Schlampe abgestempelt. Evelyn war nie der Revoluzzer, doch ab und zu spürte sie ein leichtes Brodeln
in ihrem Inneren. Welche Eruptionen schon in kurzer Zeit ihr Leben völlig auf den Kopf stellen würden,
hätte sie zu diesem Zeitpunkt nie vermutet.
Einen Moment lang dachte sie an ihre Eltern, die noch immer im überschaubaren Dorf lebten. Sie schätzten
den Zusammenhalt und die vertrauten Strukturen, weil sie nichts anderes kannten, was Evelyn jedoch zunehmend
die Luft zum Atmen nahm. Als sie nach der Schule eine Ausbildungsstelle in ihrem Traumberuf als
Krankenpflegerin suchte, war ihr klar, dass sie diese vermeintlich heile kleine Welt verlassen wollte. Ihre Eltern
legten ihr sehr zu ihrer Überraschung keine Steine in den Weg und unterstützten sie bei ihrem Vorhaben.
»Mein Mädchen, geh hinaus in die Welt. München ist für den Anfang doch gar nicht schlecht. Du weißt ja,
dass sonntags immer ein Kuchen auf dem Tisch steht, falls du mal Heimweh hast.«
Die Erinnerung an die Worte ihrer Eltern trieb Evelyn Tränen der Rührung in die Augen. Sie liebte sie,
auch wenn sie aus ihrer Sicht spießig waren und sie so einige Verhaltensweisen nicht nachvollziehen konnte –
was durchaus auf Gegenseitigkeit beruhte.

Evelyn blickte erstaunt zu Laura, die inzwischen lautschnarchend auf ihrer Liege lag. Die beiden lernten sich
in ihrer Krankenpflege-Ausbildung kennen. Es war Sympathie auf den ersten Blick, als sie in der Berufsfachschule
die Plätze nebeneinander einnahmen. Schnell kamen Evelyn und Laura miteinander ins Gespräch
und stellten fest, dass beide dringend eine Bleibe in Krankenhausnähe suchten.
»Lass uns doch zusammen eine Wohnung nehmen, dann können wir die Kosten teilen«, schlug Laura vor.
»Gute Idee! Die Mieten in München sind astronomisch und für normale Menschen nicht bezahlbar. Ich
bin dabei!«, antwortete Evelyn begeistert.
Laura und Evelyn mussten sich noch ein paar Monate gedulden, bis sie tatsächlich den eigenen Wohnungsschlüssel
für ihre kleine Drei-Zimmer-Wohnung in der Hand hielten. Zu verdanken hatten sie diesen Sechser
im Lotto einem Assistenzarzt, mit dem Laura eine kurze, aber heiße Affäre hatte.
Es bereitete Laura einen Riesenspaß, Evelyn zu motivieren, den Kleingeist aus der Provinz nach und nach
abzustreifen. Dazu gehörte auch, dass Evelyn ihre Garderobe einer Generalüberholung unterzog. Ihr biederer
Badeanzug wurde somit durch den orangen Mini-Bikini ersetzt.
»Der ist geradezu perfekt für deine super Figur. Mit deinen langen, schlanken Beinen hättest du sowieso
Topmodel werden sollen«, hatte Laura so lange geschwärmt, bis sie Evelyn überzeugen konnte, diesen
sündhaft schicken Bikini zu kaufen.
Obwohl sich Laura mit ihren langen dunklen Haaren und ihrer femininen Figur neben Evelyn nicht zu
verstecken brauchte, fühlte sie sich neben ihrer hochgewachsenen Freundin doch etwas pummelig. Allerdings
hatte Laura ein ausgeprägtes Selbstwertgefühl und sie wusste genau, dass sie gerade wegen ihrer sinnlichen
weiblichen Rundungen viele Verehrer anzog.
Mit geübtem Griff zurrte Evelyn ihr langes blondes Haar am Hinterkopf zu einem Pferdeschwanz zusammen
und hechtete dann mit einem gekonnten Kopfsprung ins kühle Nass. Sie achtete nicht auf die bewundernden Blicke
der männlichen Urlauber – und auch so mancher Urlauberin.
Mit langen, kraftvollen Zügen zog sie in dem türkisfarbenen Pool ihre Bahnen. Als sie zwanzig Minuten
später aus dem Becken stieg, zogen die Wassertropfen glitzernde Perlenspuren auf der braunen Haut.

Laura schlief noch immer tief und fest. Evelyn nutzte die Ruhe zum Lesen eines Krimis. Später holte sie an
der Strandbar ein Stück Pizza, das sie Laura unter die Nase hielt, aber nicht einmal der Geruch von Tomaten
und Oregano konnte Laura wecken. Erst am Nachmittag erwachte Laura. Sie schob ihre dunkle Brille zur
Seite, blinzelte in die Sonne, streckte sich und gähnte dabei laut.
»Na endlich, du Schlafmütze! Du hast ja den halben Tag verpennt!«
Evelyn schubste ihre Freundin liebevoll.
»Komm, steh auf, lass uns nach oben gehen! Ich möchte mich frisch machen und danach an den Strand.«
Laura gähnte noch einmal herzhaft, stimmte zu und machte sich mit ihrer Freundin auf den Weg ins Hotelzimmer.

Eine Stunde später gingen sie mit Strandtasche und aufgeblasener Luftmatratze hinunter an den hoteleigenen
Strand. In dem freien Bereich vor den reservierten Liegen drängte sich Sonnenschirm an Sonnenschirm.
Dazwischen buddelten Väter mit ihren Kindern im feinen Sand, und gelangweilte Heranwachsende daddelten
am Handy.
Tiefbraun gebrannte Verkäufer boten Handtücher, Schmuck und Handtaschen zum »beste Preise in ganze
Italia« an. Evelyn mochte besonders den gutgebauten Lockenkopf, der mit seinem charmant-rauen »Coco
bello« herrlich kühle Kokosstücke aus der Kühlbox zauberte. Natürlich nicht, ohne seinen Blick länger als nötig
auf ihren wohlgeformten Beinen ruhen zu lassen.
Die zwei Freundinnen liebten Italien, und diese Ecke an der oberen Adria ganz besonders. Vor zwei Jahren waren
sie schon einmal in Jesolo gewesen. Beide hatten sich unsterblich in diesen quirligen Touristenort an der Adria,
unweit von Venedig, verliebt. Für sie war es eine ausgemachte Sache, so bald wie möglich hier wieder ihren Urlaub
zu verbringen. Und nun war es endlich soweit!
Beim letzten Besuch bei ihren Eltern erwähnte Evelyn den bevorstehenden Italien-Urlaub. Mit einem Augenzwinkern
steckte ihre Mutter ihr, wie früher in der Schule, heimlich ein paar Scheine zu. Noch heute war
sie fest davon überzeugt, dass ihr Mann davon nichts mitbekam.
»Kauf dir ein Eis oder was Schönes zum Anziehen, meine Kleine. Sag mal, gibt es nicht einen netten Arzt
in deiner Klinik? Dann hättest du ausgesorgt und müsstest nicht jeden Euro zweimal umdrehen«, kam
Mutters Standardsatz.
Für Evelyn war es das Signal, sich zu verabschieden, bevor es zum Streit kam. Mit Mutters konservativer
Einstellung konnte sie nichts anfangen. Sich einen der Ärzte zu angeln, nur um versorgt zu sein, gehörte definitiv
nicht zu ihren Lebenszielen. Stattdessen sah sie sich eines Tages in ihrem eigenen
kleinen Café stehen, mit leckeren Kuchen und interessanten Kaffeekreationen. Sie glaubte jedoch nicht daran,
dass dieser Traum Wirklichkeit werden könnte. Schnell verscheuchte sie ihre belastenden Gedanken. Jetzt gab es
nur eines: jede Minute ihres Urlaubs genießen.
Laura und Evelyn rollten ihre Handtücher auf dem heißen Sand aus und schnippten sich die Flip-Flops
von den Füßen. Ein Augenzwinkern genügte, und sie rannten lachend in die sanften Wellen. Wie zwei ausgelassene
Kinder tobten die Freundinnen im türkisblauen, warmen Meer herum. Erst als die Haut vom
Wasser aufgeweicht war, gingen sie strahlend zurück an ihren Platz. Glücklich ließen sie sich auf die Handtücher
fallen und genossen die Wärme der Sommersonne und das Glitzern des Wassers. Das war der Inbegriff
von Paradies für Laura und Evelyn. Erst als die Sonne langsam am Horizont verschwand, machten sie sich auf
den Weg zu einer der Strandbars. Sie wollten diesen wunderschönen Tag unbedingt noch gebührend ausklingen
lassen.

Die Cocktails schmeckten lecker, und Laura war nach kurzer Zeit in bester Flirtlaune. Die Jungs umkreisten sie wie die Motten das Licht. Ihre lebhaften
braunen Augen versprachen viel Spaß, und Lauras beachtliche Oberweite unter der durchsichtigen Tunika
war definitiv mehr als nur einen Blick wert. Wo ihre Freundin die große Bühne suchte, hielt sich Evelyn
lieber zurück. Neben der offensiven Laura kam sie sich vor wie ein unbeholfenes, verklemmtes Landei.
Sie war es gewohnt, dass ihre Freundin im Rampenlicht stand und kam eigentlich gut damit klar. Aber
heute war es anders. Evelyn war zunehmend genervt von der immer zudringlicher werdenden Männertraube,
der sie nicht ausweichen konnte. Laura schien sich köstlich zu amüsieren und konnte nicht verstehen,
warum Evelyn immer ruhiger und missgelaunter wurde.
»Mensch Evelyn, was ist denn? Ist doch klasse hier. Coole Drinks und heiße Typen. Herz, was willst du
mehr?«
»Ich bin müde und kann die schwitzenden Kerle nicht mehr ertragen. Lass uns woanders hingehen.«
Evelyn konnte es sich selbst nicht erklären, warum sie keine Lust auf den Trubel hatte.
»Quatsch, jetzt geht die Party erst richtig los. Du bist so eine unglaubliche Spaßbremse!«, konterte Laura.
Sie versuchte, Evelyns Stimmung mit einem Erdbeer-Mojito zu heben, da sie genau wusste, dass sie bei
diesem Drink nicht nein sagen würde. Evelyn nahm das Cocktailglas und stocherte die tiefroten, herrlich
süßen Erdbeeren heraus. Dabei tropfte roter Erdbeersaft auf ihr Dekolleté und sie spürte, wie ein Finger…….

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